10.11.2025

Schlosskapelle im Dresdner Residenzschloss erstrahlt in neuem Glanz

© André Wirsig

Finanzminister Christan Piwarz übergab am 10. November 2025 in Anwesenheit des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Dr. Wolfram Weimer, sowie Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch feierlich den Schlüssel an Dr. Bernd Ebert, Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD).

Nach Jahren des Wiederaufbaus und der kunstvollen Rekonstruktion erstrahlt die Schlosskapelle in neuem Glanz und lädt ihre Gäste zu Veranstaltungen und Führungen ein.

Finanzminister Christan Piwarz übergab am 10. November 2025 in Anwesenheit des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Dr. Wolfram Weimer, sowie Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch feierlich den Schlüssel an Dr. Bernd Ebert, Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD).

Was 1988 als schlichter Rohbau begann, ist heute ein architektonisches Meisterwerk von unvergleichlicher Schönheit. Über Sandstein, Glas und Beton spannt sich scheinbar schwerelos das rekonstruierte Schlingrippengewölbe – ein filigranes Spiel aus Licht, Linie und Struktur. Es entstand zwischen 2010 und 2013 in einem weltweit einmaligen Rekonstruktionsprozess.

Fachleuten gelang es erstmals, ein mittelalterliches Schlingrippengewölbe nach originaler Technik neu zu errichten – mit handgestrichenen Ziegeln und doppelt gekrümmten Sandsteinrippen, die Geschichte, Handwerkskunst und Vision zu einem beeindruckenden Raumerlebnis vereinen.

Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien Dr. Wolfram Weimer würdigte die Bedeutung der Schlosskapelle für Kultur und Gesellschaft: »Das Dresdner Residenzschloss und seine Museen sind fundamentaler Bestandteil deutscher und europäischer Kulturgeschichte. Sie machen Dresden zu einer Kulturmetropole von Welt. Und das Residenzschloss ist mehr als Schönheit. Es zeigt deutsche Geschichte in ihrer ganzen Komplexität: künstlerische Pracht und Blüte, Zerstörung und Wiederaufbau, Verlust und Erneuerung. Was wir hier heute auch feiern, ist die Exzellenz dieses Projekts. Die Rekonstruktion des Residenzschlosses ist eine magische Symbiose aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, eine einzigartige Verschmelzung von Handwerk, Technik und Wissenschaft im Dienst unseres kulturellen Erbes. Das Ergebnis ist ein internationales Aushängeschild der Kulturnation Deutschland.«

Finanzminister Christian Piwarz betonte die generationenübergreifende Bedeutung des Projekts: »Die rekonstruierte Schlosskapelle mit ihrem nun erfolgten Ausbau schlägt eine Brücke zwischen Tradition und Moderne. Die Kapelle ist ein Gemeinschaftswerk und war, wie der Wiederaufbau des Dresdner Residenzschlosses, eine Generationenaufgabe. Ich lade alle Interessierten herzlich ein, sich zum Tag der offenen Schlosskapelle am 15. November selbst ein Bild von der weltweit einmaligen Handwerkskunst zu machen.«

Mit finanzieller Unterstützung des Bundes begann ab Anfang 2023 der Ausbau der Schlosskapelle zu einem multifunktionalen Veranstaltungsraum für 270 Besucher. Nach knapp drei Jahren Bauzeit können nun Kunst und Kultur einziehen und das steingewordene Zeitdokument in voller Pracht erklingen lassen.

Bedeutende Teile des gesamten Wiederaufbaus des Dresdner Residenzschlosses wurden erst durch die Unterstützung des Bundes möglich. An den 8,4 Millionen Euro für den nun erfolgten Ausbau der Schlosskapelle beteiligte sich der Bund mit 3,75 Millionen Euro. Zusammen mit dem Einbau des Schlingrippengewölbes kostete die Wiederherstellung der Schlosskappelle rund 12 Millionen Euro.

Bis zur Fertigstellung aller Bereiche des Dresdner Residenzschlosses im Jahr 2027 investieren der Freistaat Sachsen und der Bund voraussichtlich rund 407 Millionen Euro in den Wiederaufbau – ein nachhaltiges Bekenntnis zu Sachsens kulturellem Erbe.

Ab dem 19. November kann die Schlosskapelle im Rahmen von Führungen besichtigt werden. Alle Informationen zu Terminen und Tickets finden Sie auf der Seite der Staatlichen Kunstsammlung Dresden Rundgang Schlosskapelle.

Hintergrund:

Fachleuten gelang es, das Schlingrippengewölbe nach traditioneller Technik mit Ziegeln und doppelt gekrümmten Sandsteinrippen von Grund auf neu aufzubauen. Der Einbau des Gewölbes geht auf spätgotische Wölbtechniken zurück. Für den Wiederaufbau konnte ein Team von Planern, Wissenschaftlern, Restauratoren und Baupraktikern das Geheimnis der Bauhütten ergründen. Hier wurde modernste Computertechnik mit traditioneller Handwerkskunst verbunden. Die handgestrichenen Ziegel wurden nach historischem Vorbild und Format hergestellt.

Beim Ausbau der Schlosskapelle erfolgte die Rekonstruktion der Emporen, der Sandsteinarchitektur der Längswände sowie die Ausstattung mit modernster Beleuchtung und Tontechnik. Dezente Brüstungen zur Abgrenzung der Seitennischen sorgen heute gleichzeitig für eine ausgewogene Raumbelüftung.

Sämtliche Oberflächen blieben unbehandelt. Weder Sandstein noch Putz wurden gestrichen oder marmoriert. Das Material selbst sollte sprechen. Das Ergebnis ist ein Zeugnis spätgotischer Raumkunst von einmaliger ästhetischer Wirkung.

Rekonstruiert wurden:
• die Orgelempore und die Musikerempore auf der Ostseite
• zwei übereinanderliegende Westemporen mit einem kleinen Schlingrippengewölbe
• sowie die Bogenarchitektur der Nord- und Südseite aus Naturstein

Die wiederhergestellte frühbarocke Musikerempore hatte Heinrich Schütz nach einem Entwurf von Oberlandbaumeister Wolf Caspar von Klengel einbauen lassen. Sie diente einst als Platz für zusätzliche Orgeln sowie für weitere Musiker und wurde nun nach historischen Quellen rekonstruiert.

Über der sogenannten Kurfürstenempore (untere Westempore) schwebt ein zweites, kleineres Schlingrippengewölbe als eine architektonische Inszenierung, die einst der Erhöhung des Kurfürsten Moritz von Sachsen diente. Künftig kann von allen Emporen wieder musiziert und gesungen werden, ganz im Sinne der Kompositionsweisen und Aufführungspraxis von Heinrich Schütz. Er setzte Musiker an unterschiedlichen Positionen im Raum ein, um eindrucksvolle Echo- und Raumwirkungen zu erzielen.

Auch der Eingang zur Schlosskapelle, das berühmte »Schöne Tor«, ist in der europäischen Kunstgeschichte einmalig und ein bedeutendes Zeugnis der Renaissance. Giovanni Maria da Padova schuf den Entwurf, der um 1555 von dem Dresdner Bildhauer Hans Walther II. zusammen mit italienischen Handwerkern ausgeführt wurde. Nach der Entwidmung der Schlosskapelle 1737 wurde das Schöne Tor abgebaut und erlebte eine wechselvolle Geschichte mit Stationen in der Sophienkirche und am Jüdenhof des Johanneums. Im Zuge des Wiederaufbaus kehrte es aufwendig restauriert 2009 an seinen ursprünglichen Platz im Dresdner Residenzschloss zurück.

Beim Luftangriff auf Dresden am 13. Februar 1945 brannte das Dresdner Residenzschloss weitgehend aus. Mit der heutigen Wiedereröffnung schließt sich nun der Kreis einer über 500-jährigen Geschichte.

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